Bang Bao, Koh Chang, Thailand. JP biegt von der Landstraße ab und fährt direkt auf den Markt des Fischerdorfs. Wir waren hier schon ein paar Mal. Die letzten Tage haben wir nichts anderes gemacht als mit dem Roller rumzufahren und die Insel zu erkunden.
Gefühlt kennen wir so langsam jeden Fleck hier auswendig. Wir kennen die Barleute und Tätowierer, den örtlichen Polizeidirektor und so einige Schlangen und ausgetrocknete Wasserfälle. Und klar, wir wissen auch, wo es die besonders guten Cocktails, Shakes und Brownies gibt.
„Heyhey! You guys!“ – Großes Hallo. Josh und seine Freunde sind auch hier: Die Bangkoker machen Wochenendausflug. Wir schlendern also mal wieder über den – auf Pfählen über dem Wasser errichteten, teilweise überdachten Pier.
Es ist ziemlich leer, die chinesischen Reisegruppen sind wohl alle woanders heute. Überall Billigwaren, die gar nicht so billig sind – die typischen Sachen, die es in Thailand eben für Touristen zu kaufen gibt. Dazwischen Fischstände, ein paar Australier. Leute, die arbeiten – plus deren Kinder, die zwischen Ständen, Kisten und Transportmitteln rumspringen. Und wir.
Irgendwas ist heute anders als sonst. Vermutlich bin ich high. Streng genommen ist das nicht möglich, so ganz ohne Substanzen. Es ist eher so ein „Momentehigh“. „Immer wenn ich in einer Gruppe unterwegs bin, fühle ich mich wie ein Hobbit“, hat JP mal gesagt. Und genau das ist das Momentehigh.
Zusammen mit den Gefährten sind wir auf der speziellen abenteuerlichen Mission, die Welt ein bisschen besser zu machen. In uns, für uns, und damit auch für den Rest der Welt. Die Mission heute: Der Sonnenuntergang des Bao Bang Leuchtturms, ein Supergeheimtipp von Josh.
Zwischen den Verkaufsständen immer wieder ein, zwei Hüttchen, Wohnhäuser, Bars. Nach der Shoppingmeile landen wir endlich auf dem eigentlichen Pier: Er ist unspektakulär und gleichzeitig einzigartig. Ein wunderschönes Fleckchen Erde – oder besser gesagt: Wasser.
Die typisch thailändische Mischung aus Tradition und Moderne, Kitsch und Backpackerromantik. Überall auch Backpacker-Pop: „Only know you’ve been high when you’re feeling low“ – lalala. Herr Passenger mit seiner Gitarre.
Timo findet meine analoge Kamera total spannend und fragt mich aus, wie das so funktioniert mit dem Filme entwickeln. Josh läuft begeistert den Katzen hinterher. Die Wolken verhindern den klaren Blick auf den Sonnenuntergang, schön ist er trotzdem. Ich bin zum ersten Mal in Asien. Dass es das hier wirklich gibt, lässt mich vor Glücksgefühl fast platzen. Seitdem ich von diesem Thailand gehört habe, wollte ich genau das sehen. Und ja, zugegeben, generationsbedingt hat Leonardo DiCaprio da auch was mit zu tun.
Das Leben macht manchmal andere Pläne: Ein wunderschöner Umweg über Afrika hat mich nun hierher geführt, in genau dieser Konstellation. JP habe ich vor zwei Jahren in Südafrika getroffen. Am Flughafen in Bangkok dann das Wiedersehen – dort startete unsere vierwöchige Thailandreise. Manchmal dauert es mit den Träumen länger, dafür sind sie am Ende umso schöner. Die Fischer haben Feierabend, ein Pärchen angelt. Und hier im Zentrum des Universums, JP und ich.
Ich weiß ganz genau, dass ich high bin. Da brauch ich keine melancholische Phase für, um das erst im Nachhinein zu erkennen. Dass muss ich dem Herrn Passenger mal so sagen, sollte ich ihm zufälligerweise demnächst über den Weg laufen.
Die Sonne ist fast untergegangen. Es ist dieses ganz besondere Licht, das nach der Dämmerung eintritt und den Himmel royalblau und die Palmen schwarz färbt. Die Straßenlichter – gelb, orange, rot, pink, lila, grün und blau – schimmern so warm, dass ihre Kontraste ineinander verschmelzen.
Wir verabschieden uns nur kurz von den Gefährten. Ist ja klar, dass wir uns irgendwo wieder treffen. Weiter geht’s. Wir schwingen uns aufs Motorbike und brausen in die Nacht. Adam Cousens ist ja auch so ein Mann mit Gitarre: „If there would be one moment that I could relive, it would be in your arms, just dancing with you.“ – Lalala.
Diesen Artikel habe ich für 1thingtodo geschrieben.